Samstag, 24. Januar 2009
 
Friedens - Nobelpreis 2007: eine Fehlentscheidung PDF Drucken E-Mail
Geschrieben von Jan Oberg   
Freitag, 12. Oktober 2007

Die Entscheidung, den früheren amerikanischen Vizepräsidenten Al Gore mit dem Friedensnobelpreis auszuzeichnen, ist für den Verfasser dieses Kommentars eine populistische Fehlentscheidung, die dem Ansehen des Nobelpreises nur schaden kann.

Alfred Nobel schrieb in seinem Testament, dass der Friedenspreis an diejenige Person verliehen werden soll, „welche die meiste oder beste Arbeit für die Brüderlichkeit zwischen den Nationen, für die Abschaffung oder Reduzierung von stehenden Heeren und für die Abhaltung von Friedenskongressen leistet“.

Ohne die Bedeutung der globalen Erwärmung oder die Arbeit der diesjährigen Preisträger – des UNO - Klimarat „Intergovernmental Panel on Climate Changes (IPCC)“ und Al Gore Jr. - zu schmälern, ist es dennoch höchst fragwürdig, ob dies für den FRIEDENS – Nobelpreis im Sinne Alfred Nobels qualifiziert, selbst wenn man die heutige geopolitische Situation berücksichtigt und nicht diejenige von 1895, als Nobel seine Vision formulierte.

Das Konzept und die Definition von Frieden sollte auf jeden Fall breit sein. Aber keiner der Preisträger haben soviel beigetragen wie Tausende andere Personen und NGO's, die ihr Leben gegen Militarismus, Nuklearismus und Kriege sowie für Gewaltvermeidung, Toleranz, Friedensarbeit, Versöhnung und Zusammenleben – die Kernthemen des Friedens – Nobelpreises.

Es ist auch bedauerlich, dass der Preis für regierungsnahe Tätigkeit vergeben wird, und nicht an zivilgesellschaftliche Initiativen oder Nichtregierungsorganisationen, weil damit implizit mitschwingt, dass Regierungen und nicht die Menschen Frieden schaffen.

Besonders Al Gore fiel als Vizepräsident unter Bill Clinton von 1993 bis 2001 nie als großer Mann des Friedens auf. Die Clinton / Gore – Administration trieb ein Programm voran, dass US – Militäreinrichtungen weltweit ausbaute und militärische Allianzen mit vielen Ländern um Russland herum forcierte – und versäumte die historische Chance, eine neue Weltordnung aufzubauen.

Gegen internationales Recht und ohne Mandat des UN – Sicherheitsrates bombardierten sie Serbien und Kosovo, aufbauend auf einem sehr mangelhaften Verständnis von Yugoslawien und auf der Propaganda des Völkermords, welche die miserable Situation, die heute Kosovo genannt wird (und vielleicht noch heuer oder nächstes Jahr explodiert), geschaffen hat; und sie bombardierten Afghanistan und Sudan.

Der Preis wäre der Umwelt zugute gekommen, wenn er an jemanden gegangen wäre, der gegen militärische oder andere gewaltsame Einflüsse auf unsere Umwelt kämpft: militärische Verschmutzung, tausende von Basen und Manövern die die Natur zerstören, beabsichtigte Umwelt – Kriegsführung, Militarisierung des Weltraums und der Ozeane, und natürlich nukleare Waffen, die wenn sie verwendet werden mehr Hitze als die globale Erwärmung erzeugen.

Das norwegische Nobel - Komitee besteht aus Mitgliedern, die wenig bis gar keine Erfahrung mit Friedenstheorie und -praxis haben. Das kann jedoch keine Entschuldigung dafür sein, aus dem Friedensnobelpreis eine Farce zu machen.

Das Prestige des Nobelpreises wurde weiter geschmälert – neben der Tatsache, dass er nie an Gandhi verliehen wurde, sondern an Leute wie Kissinger, Shimon Peres und Arafat.

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